Und in noch einer weiteren Dimension trifft ein Tom Richards auf einen bestimmten Starman und die Agenten, die hinter ihm her sind. Diesmal auf deutsch, für alle die des Englischen nicht mächtig sind.

Enjoy!
Thomas Adalmar Richards der Dritte, ein Doktor der Medizin und mit vielen weiteren Titeln versehen, war auf der Jagd.
Die betrieb er heute vom Beifahrersitz der “Angeberkutsche” aus, der größten Limousine in seinem Fuhrpark, die normalerweise wirklich nur zum Protzen und Angeben benutzt wurde, wenn man jemanden beeindrucken wollte, der Tom bisher noch nicht kannte -
denn jeder, der ihn kannte, wußte ganz genau, daß ein Tom Richards es nicht nötig hatte extra zu protzen, er war schon im normalen Leben beeindruckend ... oder verrückt ... genug.
Am Steuer des Wagens saß sein treuer Butler und Bodyguard Larry Kiromoto, ein Halbjapaner, ehemaliger Yakuza und Samurai aus Überzeugung.
Anfänglich hatte es Larry etwas entnervt, daß Tom außer zu besonderen Gelegenheiten darauf bestand, auf dem Beifahrersitz mitzufahren. Der geehrte Fahrgast hatte gefälligst hinten im bestens mit Minibar und Schlafmöglichkeit ausgestatteten Fond Platz zu nehmen!
Allerdings verstand Larry den Grund. Tom hatte den größten Teil seines Lebens in Zeiten verbracht, in denen eine Fahrt mit einem Wagen bedeutete, in eine enge, unbequeme Rappelkiste eingesperrt zu sein. Da hatte Tom es immer vorgezogen, sich lieber draußen neben dem Kutscher die frische Luft um die Nase wehen zu lassen, wenn es diese Möglichkeit gab.
Diese Angewohnheit hatte er bis heute nicht abgelegt, im übertragenen Sinn, weshalb der Beifahrersitz ihm gehörte, wenn kein weiterer Fahrgast anwesend war.
Und bis jetzt war noch keiner da, aber da Tom für die heutige Ausfahrt ausgerechnet dieses besonders ausladende und durstige Fahrzeug gewählt hatte und kein praktischeres und zugleich sparsameres Gefährt, war vermutlich mit einem baldigen Zugang zu rechnen, der beeindruckt werden sollte. Larry kannte seinen Arbeitgeber inzwischen, der tat nie etwas überflüssiges, und trotz seines immensen Reichtums blieb er sparsam, wo er konnte.
Zu Larrys Glück hatte Tom sich schon früh als sehr angenehmer Beifahrer erwiesen, der gleich nach Abfahrt in einen geradezu meditativen Zustand verfiel, die Welt draußen mit den großen Augen eines Kindes an sich vorbeiziehen ließ und kaum jemals ein Wort äußerte, außer vielleicht eine Kursänderung vorzugeben. Seine übliche Gesprächigkeit ersparte er sich hier in der einsamen Zweisamkeit mit Larry, denn plappern nur um des Geräusches willen, war keine Tugend in den Augen eines Samurai.
Nur das zeitweilige leichte Aufleuchten des mächtigen Zaubersteins im Knauf des Silberstocks, der selbstverständlich immer mit dabei war, zeigte an, daß er sich unterwegs Informationen einholte, zu Dingen an denen sie vorbei kamen, oder anderen, mit denen sein Herr sich gerade in Gedanken befaßte, und aus Quellen die Larry verborgen blieben und die mit hoher Wahrscheinlichkeit von übernatürlicher Art waren. Aber der treue Butler war es gewöhnt, daß Tom nicht nach normalen Maßstäben zu messen war.
Fahrten wie diese, in denen die anfänglichen mehr als dürftigen Kursangaben - erst mal geradeaus in diese Richtung, und dann irgendwann abbiegen, je nachdem wie die übernatürlichen Signale, die nur ein Tom Richards wahrnehmen konnte, ihn lenkten - hatte er bereits ein paar mitgemacht, und meistens hatte Tom sein Ziel gefunden, seine Beute erlegt, welcher Art sie auch gewesen sein mochte.
Wobei das Wort Beute sich in keinem Fall auf unschuldige Tiere bezogen hatte, denn der herkömmlichen Jagd hatte Tom schon vor sehr langer Zeit abgeschworen.
Heute war er ein Jäger von ... Gelegenheiten. Von Potentialen, anders konnte Larry es nicht ausdrücken. Einmal hatte sein Spürsinn sie beispielsweise sicher zu einem gerade erst geschehenen schweren Unfall geführt, ein Unfall der noch gar nicht stattgefunden hatte, als sie losgefahren waren - was Toms regelmäßige Behauptungen, seine hellseherischen Fähigkeiten seien keinen rostigen Dime wert, ad absurdum führte.
Der Motorradfahrer, dem er damals auf blutigem Asphalt das Leben gerettet hatte, gehörte heute zu Toms besten und sicher wüstesten Freunden.
Ein anderes Mal hatte Toms Spürsinn Alarm geschlagen, als er von Problemen einer Baustelle von einer seiner vieler Firmen mit Umweltschützern erfuhr, die unbedingt ein schon den Indianern heiliges Naturdenkmal vor den allesfressenden Baumaschinen schützen wollten.
Wie durch Zauberei, oder wie ferngesteuert, erfuhr Larry später durch seinen eigenen Nachrichtendienst, hatte Tom gerade die Seiten dieses Berichtes aus Stapeln von anderen gezogen, als er wegen einer turnusmäßigen Überprüfung gerade in den Räumen dieser Baufirma weilte.
Ihre sofortige Inspektion vor Ort ergab, daß das Naturdenkmal in der Tat schutzwürdig war, weil es nichts geringeres als ein "Ruheplatz für Drachen“ war, zwischen einem Berg und einem nahen Fluß gelegen, jedenfalls nach der altehrwürden Kunst des Feng Shui, mit der sich Tom ebenfalls befaßte.
Einen solchen Ort, durch den angeblich die Energien der Erde strömten wie durch eine wichtige Schlagader, durch Baumaßnahmen zu zerstören oder auch nur zu stören, bedeutete ganz massives Unglück herbeizubeschwören.
Tom hatte in seinem langen Leben schon zu viel gesehen und erlebt, um dieses Risiko einzugehen, zumal wenn sein Spürsinn ihn sehr nachdrücklich auf diese Angelegenheit hinwies.
Als Ergebnis waren die Baupläne massiv überarbeitet worden und das schutzwürdige Denkmal zum grünen Zentrum der Neubausiedlung erklärt, mit der festen Auflage, es niemals zu bebauen oder sonstwie zu verändern. ... Und die Werbung für die Neubauwohnungen war um einige dezente Hinweise auf das günstige Feng Shui ergänzt worden, was finanziell potente chinesischstämmige Kunden angelockt hatte. So sorgte die gute Tat für ihre eigene Belohnung.
Da sich Toms Fahrten ins Blaue hinein somit immer als reinste Wundertüten erwiesen, Ergebnis vorher einfach nicht absehbar, war Larry auch diesmal gespannt, ob die unsichtbare Spur sie ans Ziel führen würde, und an welches, oder ob sie unterwegs aus unnennbaren Gründen versandete. Er war jedenfalls für alles bereit.
Sein Orientierungssinn samt Sonnenstand verrieten ihm, daß sie sich offenbar dem Ziel näherten, weil sie seit einiger Zeit eine immer enger werdende Spirale beschrieben, so gut es der Straßenverlauf zuließ.
Sie umkreisten ihren Bestimmungsort bereits, was auf einen Volltreffer hindeutete. Allzuviel gab es in dieser eher dünn besiedelten, ländlichen Gegend nämlich nicht, was einen Tom Richards interessieren konnte. Was immer es war, vermutlich stach es aus dieser Umgebung heraus wie der metaphorische kranke Daumen.
Ein Inn kam in Sicht. Eine kleine, verschlafene Raststätte für Durchreisende und den einen oder anderen müden Trucker, die nicht so aussah, als hätte sie jemals genug Kundschaft, um den Laden zu füllen.
„Halt dort an.“ befahl Tom, und Larry gehorchte. Noch bevor er selbst ausgestiegen war und Tom die Tür aufmachen konnte, wie es einem Butler zustand, war der schon selbst draußen, streckte kurz seine Muskeln und tigerte dann mit neuer Energie auf den Lokaleingang zu, so energisch als wolle er das einfache Gebäude gleich eigenhändig einreißen.
Larry beeilte sich ihm zu folgen, denn schließlich umfaßte seine Jobbeschreibung auch die des Leibwächters, und auch wenn er wußte, daß Tom sich besser selbst schützen konnte als jeder Leibwächter auf Erden es fertiggebracht hätte, so war doch der Halbjapaner immer darauf bedacht, wenigstens den Schein zu wahren.